07.03.2022. Auf einer virtuellen Veranstaltung stellt Prof. Dr. Martin Lohmann von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR) erste ausgewählte Ergebnisse der diesjährigen Reiseanalyse vor. Im Auftrag der FUR hat das Ipsos Institut im Dezember 2021 und Januar 2022 im 6.814 Personen über 14 Jahre aus dem deutschsprachigen Raum interviewt. Die Ergebnisse dieser großen Stichprobe wurden auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet. Ergänzt wurde die Analyse durch die Ergebnisse einer Online-Befragung von 7.000 Personen im Mai, September und November 2021.
Gute Aussichten zur schrittweise Rückkehr zu „Vor-Corona“-Höchstständen bis 2023
Die Reiselust für 2022 ist auf einem hohen Stand. Nach Ansicht der Tourismusforscher werden in vielen Bereichen bis 2023 „Vor Corona-Werte“ erreicht. Die persönliche wirtschaftliche Lage für 2022 schätzen die meisten Befragten als stabil ein. In diesen positiven Zahlen drückt sich auch ein Nachholbedarf nach den „Corona-Jahren“ 2020 und 2021 ein. Auch, wenn Corona 2022 noch eine Rolle spielen wird – etwa 28 % der Befragten und damit mehr als im Vorjahr haben sich bereits für ein Urlaubsziel entschieden. Weitere 33 % wollen 2022 ebenfalls verreisen, haben das Ziel aber noch nicht festgelegt. Der Anteil der Unentschlossenen (27 %) und Nichtreisenden (12 %) liegt hingegen 2022 deutlich niedriger als 2021. Bei den Buchungswegen dominiert mit 46 % die Online-Buchung – ein ähnlich hohes Niveau wie in den Vorjahren.
Sich etwas Gutes tun, erholen, gemeinsam erleben – die führenden Reisemotive
Bei den Reisemotiven berichtet Lohmann von einem Anstieg der Motive „Sich verwöhnen lassen“, Spaß/Freude, Gesundheit, Entspannung und gemeinsames Erleben. Diese Urlaubsmotive spielen laut der Reiseanalyse eine größere Rolle als Action und das Entdecken von Neuem. Die Befragung ergab außerdem, dass die ökologische und soziale Nachhaltigkeit für viele Urlauber wichtiger ist als in den Vorjahren. Prof. Lohmann verweist jedoch darauf, dass die Nachhaltigkeit der Reise bei wenigen direkt die Urlaubsentscheidung beeinflusse, weil noch viele andere Faktoren mit einfließen.
Deutschland bleibt beliebtestes Reiseziel der Deutschen
Nationale Reiseziele verlieren bei den Reiseabsichten 2022 zwar leicht gegenüber 2021, als besonders viele wegen der Pandemie Urlaub im eigenen Land verbracht haben. Trotzdem bleibt die Destination Deutschland (vor allem mit den Bundesländern an Nord- und Ostsee, Bayern und Baden-Württemberg) an der Spitze. Zuwächse für 2022 erwarten die Tourismusforscher zum Beispiel für Spanien, Italien, Kroatien, Griechenland und weitere europäische Mittelmeerländer sowie auch für Österreich.
Geringe Auswirkungen des Krieges auf das deutsche Reiseverhalten erwartet, wenn Begrenzung möglich
Prof. Dr. Lohmann betont, dass die Interviews für die Reiseanalyse vor dem russischen Angriff auf die Ukraine geführt wurden. Bei der vorsichtigen Einschätzung, wie sich der furchtbare Krieg auf das Reiseverhalten auswirkt, zieht der Wissenschaftler Ergebnisse der Reiseanalysen der letzten 35 Jahre heran. Viele Urlauber würden bei regionalen Katastrophen, Terroranschlägen oder Kriegen nicht auf das Reisen verzichten, sondern oft andere, vom Krisengebiet entfernte Reiseziele auswählen. Wenn der Krieg in der Ukraine begrenzt bleibt oder schnell beendet wird, sind offenbar keine erheblichen Auswirkungen auf die deutsche Nachfrage nach Urlaubsreisen zu erwarten.
Die Absichten, in den Campingurlaub zu fahren, nehmen weiter zu
Zwar bleibt das Hotel, gefolgt von Ferienwohnung/Ferienhaus führend bei der Urlaubsunterkunft. Aber immer mehr Deutsche ziehen einen Campingurlaub in die engere Wahl. Der Anteil stieg von 6 % im Jahr 2020 auf 7 % im letzten Jahr, um für 2022 den Höchstwert von 8 % zu erreichen. Das entspräche im Jahr 2022 etwa 4,2 Millionen Campingreisen mit mehr als fünf Übernachtungen. Bei den interessanten Urlaubsformen der nahen Zukunft erreicht der Wohnmobilurlaub, fast erwartbar, einen Höchststand: Dank der in den vergangenen zwanzig Jahren kontinuierlich gewachsenen Beliebtheit interessieren sich 12 % der Deutschen für einen Urlaub im Reisemobil in den kommenden drei Jahren. Unabhängig von der Urlaubsform weist Lohmann jedoch auch daraufhin, dass der Trend zu anspruchsvollen, flexiblen und multi-optionalen Urlaubern anhält. Daraus leitet der erfahrene Tourismusforscher ab, dass sich die Urlaubsformen und die Reiseanbieter weiterhin einem intensiven Wettbewerb stellen müssen.
Weitere erste Ergebnisse der Reiseanalyse 2022 finden Sie hier.