
Der Campervan Lifestyle – „Fluch oder Segen“ für die Campingplätze? Experten-Interview 1. Teil
Was macht Vanlife aus? Welche Bedeutung hat die Zielgruppe für Campingplätze? Hier finden Sie Antworten.
Campingbusse oder Kastenwagen, selbst ausgebaut oder fertig ausgestattet, erfreuen sich großer Beliebtheit. Die kompakten Campervans werden oft auch als Alltagsfahrzeug genutzt. Sie sind Basis des „Vanlife“, dem modernen, fast „hippen“ Lifestyle. Das individuelle Unterwegs- und Draußensein, aber auch Gemeinsamkeit und Austausch prägen Vanlife.
Viele Campervan-Fahrer stehen zudem gerne frei – nicht nur zum Kite- oder Windsurfen am Meer. Sie stehen auch, sofern erlaubt, anderswo in der Natur, zum Chillen, Wandern, Mountainbiken, um Landschaften (oder Städte) zu erkunden. Manche haben sogar ihren Lebensmittelpunkt oder Remote-Arbeitsplatz in ihren Campervan verlegt.

Wer ist der typische Vanlifer? Fahren Vanlifer auch auf klassische Campingplätze?
Wir haben einen Campervan-Experten gefragt, der es wissen muss. Peter Draeger, Gründer, Content Creator und Host der Community Vans & Friends, ist selbst leidenschaftlicher Vanlifer. Er spricht auf Messelounges und Events mit Hunderten von Gleichgesinnten, bietet Van-Unternehmern Bühnen und betreibt den Vans & Friends Podcast.
PiNCAMP: Hallo Peter, kannst du für uns den typischen Vanlifer beschreiben?
Peter Draeger: Vor wenigen Jahren war das noch einfach. Inzwischen ist die Bandbreite aber sehr facettenreich. Ich denke, der Typus lässt sich trotzdem mit verschiedenen Attributen beschreiben: freiheitsliebend, mobil, neugierig, liberal, naturverbunden, gemeinschaftsliebend und manchmal auch die Gemeinschaft meidend. Vor allem aber auf der Suche nach Abenteuern und Geschichten.
PiNCAMP:Bleiben Campervan-Liebhaber dem Segment jahrzehntelang treu? Oder sind sie bei Camping- und Urlaubsformen Wechselwähler?
Peter Draeger: Ich denke, sie kommen wieder. In jungen Jahren ist der Drang, die Welt zu erkunden, stärker als an einem Urlaubsort länger zu verweilen. Da machen Fahrzeuge, die sehr mobil sind, mit denen man überall hinkommt, am meisten Sinn. Als Familie mit Kindern ändert sich das. Auf einmal kommen Wohnwägen oder größere Wohnmobile in Betracht. Man bleibt öfter an einem Ort. Die wahren Fans kommen dann aber zurück zum Vanlife – spätestens, wenn ihre Kinder anfangen, den Urlaub ohne die Eltern zu verbringen.
PiNCAMP:Warum meiden viele Vanlifer eher klassische Campingplätze?
Peter Draeger: In Teilen sind es Vorurteile, die sich hartnäckig halten – über die Art, wie Plätze organisiert sind und über andere Camper. Wie das Klischee vom „Bier trinkenden Camper, der aus seinem Vorzelt heraus die Parzelle bewacht und alles kommentieren muss“. Ich weiß nicht, ob es jemals so war. Heute gibt es so viele Plätze, die beweisen, dass man ein unfassbar attraktives Angebot für viele Campingtypen bieten kann – auch für Vanlifer. Am Ende geht es auch für Vanlife-Fans darum, weniger in Schubladen zu denken und öfters mal dem Campingplatz eine Chance zu geben.
PiNCAMP:Wie wirken sich wirtschaftliche Krisen speziell auf dieses Marktsegment aus – nicht nur bei der Anschaffung des Campervans, sondern auch beim Urlaubsverhalten?
Peter Draeger: Interessanterweise zeigt das Vanlife-Marketing oft junge Altersgruppen. Wenn man dann auf Veranstaltungen guckt, wer da so ist, sind ältere Zielgruppen mindestens genauso stark vertreten. Die Älteren haben oft ein höheres Einkommen, sind gut im Job und Leben verankert und wirtschaftlich stabil. Da sehe ich aktuell wenig Einfluss von Krisen. Trotzdem gibt es natürlich auch bei dieser Art von Fahrzeugen und Urlaubsverhalten Menschen, die einfach wirtschaftlich schwere Zeiten erleben und zurückstecken müssen. Aber das gleiche gilt ja auch für andere Urlaubsformen. Grundsätzlich denke ich, dass die Urlaubsform Camping da sehr robust ist. Denn wo hast du die Möglichkeit, deinen Urlaub so deinem Budget anzupassen? Sei es bei der Wahl des Fahrzeugs, beim Reiseziel oder wie lange, wie einfach oder luxuriös du reist. Kurz: Beim Campen geht alles!
Lesen Sie im 2. Teil des Interviews, wie Campingplätze Vanlifer als Gäste gewinnen und binden können!