
Wie können Campingplätze die Vanlife-Zielgruppe besser erreichen? Interview mit Experte Peter Draeger 2. Teil
Vanlifer, Besitzer oder Mieter von Campervans, steuern häufig öffentliche WoMo-Standplätze an. Die werden oft von der Kommune betrieben und machen privatwirtschaftlichen Campingplätzen mit günstigen Preisen Konkurrenz. Auch der Zugang rund um die Uhr macht WoMo-Plätze für Vanlifer attraktiv.
Im 1. Teil des Interviews erfuhren wir von Peter Draeger von Vans & Friends Spannendes über die Zielgruppe der Vanlifer, ihre Motive und ihre Krisenfestigkeit. Hier im 2. Teil verrät Peter uns, wie Campingplätze mehr Vanlifer als Gäste gewinnen können.
PiNCAMP: Im Podcast „DirkTalk“ über die Zukunft des Campens sprichst du den Mangel an verfügbaren Stellplätzen in den kommenden Jahren an. Du hebst private Stellplätze (Mikrocamping) als Lösung und wachsenden Bereich hervor. Was können Campingplätze tun, um auch von der großen Stellplatz-Nachfrage zu profitieren – auch Campingplätze in „B-Lage“, die ihre Auslastung verbessern möchten?
Peter Draeger: Ich will mich da gar nicht als Experten bezeichnen. Dafür gibt es sehr gute Konzepte und Berater. Trotzdem möchte ich einige Punkte nennen: Viele Vanlifer, aber auch Wohnmobil-Fahrer, sind sehr mobil. Sie wechseln oft den Platz und reisen auf ihrem Road Trip spätestens alle 2-3 Tage weiter. Das bedeutet: Man muss das Angebot möglichst flexibel verfügbar machen – einfache Information über Verfügbarkeit, direkte, einfache Buchung und möglichst durchgängig zugängliche Stellplätze.
Eine Schranke ist oft eine Hürde zu viel. Man muss sie ja nicht abschaffen. Aber ein paar attraktive Stellplätze vor der Schranke helfen da. Wenn ich dann noch eine saubere, ordentliche Infrastruktur biete, passt doch alles. Man muss nicht immer alles offen halten. Nicht jede Rezeption muss bis 22 Uhr erreichbar sein. Aber trotzdem muss ein Check-In möglich sein. Einen sicheren, komfortablen Platz für die Nacht zu bieten, das ist es doch am Ende.
PiNCAMP: Wie schaffen es diese Campingplätze, dass die Kunden länger bleiben – und nicht nur kurz zum Wäschewaschen oder für die Ver- oder Entsorgung kommen?
Peter Draeger: Das hängt davon ab, ob die Gäste die zeitliche Flexibilität haben, zu bleiben, oder ob sie ihrem Reiseplan folgen müssen. Arbeiten sie unterwegs? Leben sie vielleicht sogar im Van? Auf jeden Fall trägt eine Umgebung, die Vanlifer willkommen heisst, dazu bei, dass Vanlifer länger bleiben: Bereiche mit hoher Aufenthaltsqualität, eventuell auch Rückzugsbereiche für mobiles Arbeiten. Essen und Trinken sind auch immer ein Trigger. Wenn ich kein gastronomisches Angebot habe, kann ich trotzdem eine gemütliche Gelegenheit zum Kochen bieten. Das alles sind Punkte auf dem Platz. Ebenso wichtig sind Angebote und Informationen über die Umgebung, die Stadt, das Dorf oder den nahen See. Am Ende sind es Erlebnisse und Geschichten, die Vanlifer und fast alle Urlauber suchen. Je mehr, desto besser – dann bleiben sie auch mal länger.
PiNCAMP: Viele Campervan-Urlauber möchten möglichst autark sein. Gibt es trotzdem Chancen, sie für die Camping-Gastronomie und andere, umsatzfördernde Serviceleistungen zu begeistern?
Peter Draeger: Ich halte das für ein Vorurteil oder eine Fehleinschätzung, dass Vanlifer nicht vor Ort konsumieren. Klar, wer lange im Van unterwegs ist, wird nicht jeden Tag ins Restaurant gehen. Wenn ich aber ein gutes Produkt, eine attraktive Leistung biete, gibt auch der Vanlifer gerne Geld vor Ort aus. Wichtig ist Qualität, eine gewisse Individualität und Einzigartigkeit des Produktes. Am Ende steht man in Konkurrenz zum Tag davor und zum Tag danach! Denn der kann ja schon wieder woanders sein.
PiNCAMP: Wie können Vanlifer dazu motiviert werden, im Voraus Stellplätze zu buchen? Welche Rolle spielt die Online-Buchbarkeit?
Peter Draeger: Eine große! Bei Online-Buchbarkeit sehen Vanlifer schnell, ob etwas verfügbar ist. Im Vanlife wird oft der Traumplatz im Sonnenuntergang gezeigt. Die Realität ist doch eher eine manchmal stundenlange Suche nach einem Stellplatz. Wenn ich mobil und online gute Informationen liefere, realistische Bilder, Verfügbarkeit und Buchbarkeit biete – dann habe ich gewonnen. Dann geht es mehr darum, meinen Campingplatz bekannt und online auffindbar zu machen.
PiNCAMP: Last but not least: Was würde dich und deine Familie dazu bringen, mit eurem Campervan länger auf einem Campingplatz zu bleiben?
Peter Draeger: Einfach eine gute Zeit. Eine unserer besten Erinnerungen ist an einen Urlaub, als die Kinder so 10 bis 13 Jahre alt waren. Stellt Euch vor: mit Wohnwagen, einem Kastenwagen als Zugfahrzeug und mit dem PKW zum Herumfahren vor Ort. Und das 4 Wochen am Gardasee. Auf einem Platz, auf einer Parzelle. Wenn das Umfeld passt, wir die Zeit haben und uns richtig wohlfühlen, sind wir positiv phlegmatisch. Also gut erholt!
PiNCAMP: Peter, vielen herzlichen Dank für das Gespräch und die spannenden Antworten!