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Extremwetter trotzen – Wassermanagement auf Campingplätzen

5 Minuten Lesezeit

Zusammenfassung des auf Englisch gehaltenen PiNCAMPUS Webinars „All about water“ von Martin Rolletschek, Ecocamping Berater und Ingenieur für Umwelttechnik und erneuerbare Energien vom 24.05.2024.

Der Klimawandel schreitet rasant voran. Europa ist besonders betroffen. Der Kontinent leidet unter einer etwa doppelt so starken Erwärmung wie andere Teile der Welt. Das berichtet die European Environment Agency laut Martin Rolletschek in ihrem Report vom Mai 2024.

Die Zukunft ist nicht vorhersehbar. Aber eine weitere Verschärfung des Klimawandels ist wahrscheinlich. Zum Beispiel sind die Ozeane bereits so warm, dass sie, anders als bisher, die globale Erwärmung kaum noch abpuffern können.

Die Folgen des Klimawandels sind bereits jetzt dramatisch:

  • Mehr Stürme, starke Regenfälle und Überschwemmungen
  • Zunehmende Hitzewellen, extreme Trockenperioden und Wassermangel
  • Ernsthafte Risiken für die Gesundheit (zum Beispiel Flutopfer, Hitzetote)
  • Stark beschädigte oder kollabierende Ökosysteme, Verlust von Biodiversität
  • Dramatische Veränderung von Landschaften, Tier- und Pflanzenwelt
  • Steigende Risiken für die Nahrungsmittelversorgung
  • Kostensteigerungen oder andere Schäden für Verbraucher und Industrie (Beispiel Wassermangel: Kraftwerken fehlt Kühlwasser, Binnenschifffahrt auf Flüssen eingeschränkt)
  • Wirtschaftliche oder politische Verwerfungen, Armut und Migration
  • Rechtliche Rahmenbedingungen ändern sich (zum Beispiel Nationale Wassersstrategie in Deutschland)
  • Konkrete Auswirkungen auf Tourismus und Campingwirtschaft: Krisen oder Extremwetter schrecken Gäste ab, einst attraktive Naturlandschaften veröden

Rechtzeitig gegen Auswirkungen des Klimawandels wappnen

Campingplätze sollten jetzt die Risiken für ihren Platz, ihren Standort analysieren. So können sie rechtzeitig Strategien entwickeln und geeignete Maßnahmen einleiten. Dabei sind die konkrete Anpassung an die Folgen des Klimawandels sowie Maßnahmen, um den Klimawandel zu verlangsamen, gleichermaßen wichtig. Campingplatzbetreiber müssen sich auch um den Schutz der Gäste und Mitarbeitenden kümmern. Unternehmer sollten dafür sorgen, dass ihr Campingplatz dauerhaft attraktiv, funktionsfähig und wirtschaftlich bleibt – und klimaresilient wird.

Das Wassermanagement spielt dabei eine entscheidende Rolle

Nachhaltig und wirtschaftlich geführte Campingplätze können beim Wassermanagement eine Vorreiterrolle einnehmen: Der durchschnittliche Frischwasserverbrauch pro Camping-Übernachtung liegt mit etwa 60 Litern deutlich unter dem von Hotels und anderen Touristikeinrichtungen. Auch zuhause verbrauchen die Gäste mehr als beim Campen (in Deutschland zum Beispiel 120 Liter pro Tag/Nacht).

Grundsätzlich müssen sich Campingplätze auf „zu viel Wasser“ (Starkregen, Überschwemmungen) oder „zu wenig Wasser“ (Trockenheit, Hitzewellen) einstellen. Das Konzept der „Schwamm-Landschaft“ wird auch Campingplätzen empfohlen. Es sieht einen Um- oder Rückbau der modernen, den schnellen Wasserabfluss fördernden Landschaftsgestaltung vor – hin zu Städten, Landschaften und Campingplätzen, die Wassermassen aufnehmen und speichern können.

Auch Wassersparen und Kreislaufwirtschaft spielen beim Wassermanagement eine entscheidende Rolle, insbesondere als wirksame Methode gegen Trockenheit: Verbrauchtes Wasser sollte konsequent weiterverwertet oder gereinigt werden, damit es dem Kreislauf erhalten bleibt. Wer Wasser spart und im Kreislauf nutzt, kann zudem wirtschaftlicher werden. Das spielt eine umso größere Rolle, weil die Reinigung des Abwassers angesichts steigender Wasserbelastungen immer aufwändiger wird.

Ebenfalls wichtig ist ein professionelles Erfassen und Monitoring von Daten, zum Beispiel zu Frischwasserverbrauch, Abwasser oder Wetterdaten.

Webinar auf Abruf

Schauen Sie sich den ganzen Vortrag von Martin Rolletschek von unserem PiNCAMPUS auf Abruf an und verpassen Sie kein Detail.

Jetzt anschauen

Starkregen und Überflutungen – was tun, um vorzubeugen

  • Risikoanalyse für Standort und Region vornehmen
  • Wetterprognosen und Warn-Apps nutzen
  • Notfall- und Evakuierungspläne entwickeln und einüben
  • Versicherungsschutz überprüfen und anpassen
  • Schutz gegen Überflutungen möglichst natürlich ausbauen
  • Wege, Hanglage, Stellplätze analysieren (wo sammelt sich das Wasser, wie fließt es im Extremfall)
  • Campingplatz so gestalten, dass er auf natürliche Weise mehr Wasser aufnehmen kann (weniger Versiegelung, wasseraufnehmende Böden und Pflanzen, Terrassen statt Steilhang, Gründächer und mehr)
  • Sanitärbereiche und andere Gebäude flutsicher gestalten, auf sichere Standorte und passende Ausstattung achten (Beispiel: höher gelegte elektrische Leitungen)
  • Deiche, Dämme, Gräben, Gewässer und Hänge auf dem Platz überprüfen
  • Netzwerke pflegen oder aktivieren: Politik, Ver- und Entsorger, Katastrophenschutz, Nachbarbetriebe, die helfen könnten, wenn Katastrophenschützer im Krisenfall überlastet sind
  • Gäste und Mitarbeitende sensibilisieren, Verhalten im Krisenfall kommunizieren und einüben
  • Services für die Gäste bei Schlechtwetter bieten, zum Beispiel Indoor-Bereiche

Hitzewellen und extreme Trockenheit – was dagegen hilft

  • Gäste informieren: Verhaltenstipps und Kühlung anbieten, besonders gefährdete Gruppen wie ältere Gäste und Familien mit Kindern schützen
  • Option: die kostbare Ressource Frischwasser gegen Gebühr an die Gäste abgeben, ähnlich wie Strom (Akzeptanz für „Water billing“ steigt laut Rolletschek langsam)
  • Notfallszenarien einüben und Notrufe kommunizieren (Erste Hilfe, Rettungsdienste)
  • Mikroklima kontrollieren und verbessern: Trinkwasser, kühle, möglichst feuchte Plätze bereitstellen – bis hin zu Springbrunnen oder dem Bemalen des Asphalts, damit er weniger Hitze durch Sonneneinstrahlung aufnimmt
  • Verschatten von Spielplatz, Stellplätzen, Parkplätzen, Pools oder Teichen – durch Bäume, Sonnendächer, Photovoltaik-Flächen und mehr, Indoor-Angebote schaffen
  • Pflanzen auswählen, die resistenter gegen Trockenheit und Hitze sind (und trotzdem ins lokale Ökosystem passen und andere Pflanzen nicht verdrängen). Beispiel: Camping Jesolo International hat durch Umstellung auf Pflanzen mit weniger Wasserbedarf Wasser im Wert von 20.000 Euro pro Jahr eingespart
  • Wenn Bewässerung nötig, nur gezielt und effizient einsetzen
  • Bäume möglichst aussäen oder als kleine Setzlinge pflanzen – so können sie am Standort die nötigen Wurzeln ausbilden, um bei Trockenheit zu überleben. Über die Jahre sollte der Baumbestand artenreich und unterschiedlich alt sein. Viele Bäume bringen Schatten, speichern Wasser und CO2, produzieren Sauerstoff und erhöhen die Lebensqualität auf dem Campingplatz
  • Wasser sparen: Pflanzen mit weniger Wasserbedarf auswählen, Sparvorrichtungen im Sanitärbereich installieren, Gäste zum Wassersparen motivieren. Beim Einsparen bedenken, dass Leitungen auch ausreichend durchgespült werden müssen!
  • Wasserleckagen beheben: In Deutschland gehen 25 % bis 35 % des Wassers durch Lecks im Leitungsnetz verloren, in manchen anderen Ländern noch mehr. Deshalb das eigene Leitungsnetz kontrollieren, insbesondere vor der Winterpause, und auch mit dem örtlichen Versorger darüber sprechen
  • Wasser auffangen und speichern: zum Beispiel in Teichen, Zisternen, Regenwassertonnen. Auch (Dauer-)Gäste und ihre Unterkünfte mit einbinden – dabei Hygiene beachten, Mückenplagen vermeiden
  • Professionelles Trennen von Grau-, Schwarz- und Gelbwasser, professionelle Klärung oder wirtschaftliche und ökologische Nutzung von geklärtem Abwasser, zum Beispiel für landwirtschaftlichen Anbau
  • Exkurs: Ist Meerwasser-Entsalzung eine Lösung gegen Wassermangel? Eher nicht. Viele Wasserexperten sagen, dass das Einsparen oder Klären von Süßwasser trotz steigender Abwasser-Belastung einfacher als das Entsalzen ist

Widerstandskraft gegen die Folgen des Klimawandels – Erderwärmung bremsen

Campingplätze können aktiv dazu beitragen, den Klimawandel zu verlangsamen und Folgen abzumildern – durch nachhaltiges Platzmanagement, Ausbau von erneuerbaren Energien, Energieeinsparung und E-Mobilität, Sensibilisierung der Gäste und Teams, gesunde, artenreiche Flora und Fauna auf dem Platz und mehr.

Ecocamping begleitet Campingplätze mit seinem umfassenden Analyse- und Beratungsansatz dabei, noch nachhaltiger zu werden. Mit der ClimaCamps Auszeichnung unterstützt Ecocamping die Campingplätze individuell dabei, klimaresilienter zu werden und dem Klimawandel entgegenzuwirken.

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Ihr Kontakt zu ECOCAMPING / Martin Rolletschek:

ECOCAMPING Service GmbH
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Web: ecocamping.de
Email: kontakt@ecocamping.de
Phone: +49 (0)7531-28257-0

MARTIN ROLLETSCHEK
Consultant Renewable Energies & Technology
Email: martin.rolletschek@ecocamping.de
Phone: +49 75312825713